Algen und Vergebung #5

In den vergangenen Tagen habe ich 6-7 Texte angefangen zu schreiben, für Poetry Slams, für diese Kolumne. Ein Text über Einstein und über Generationen, Texte über den Amoklauf in den USA, über den Tornado in Paderborn. Heute habe ich mir eingestanden: ich bin gerade nicht in der Lage, auch nur einen einzigen Text fertigzuschreiben. Ich weiß, wie man eine Schreibblockade loswird, anzufangen zu schreiben ist überhaupt kein Problem mehr, ich muss mich nur hinsetzen und lostippen.

Aber manchmal weiß ich nicht, was ich machen soll, wenn die Depression kickt. Und sie hat gekickt in den Unterleib in den letzten Tagen. Es zieht noch.

Solche paar Tage gibts immer wieder, scheinbar grundlos, man muss wieder an sich arbeiten, am Wochenende gehts wieder. Man findet irgendwas als Ursache des Unglücks. Weiter gehts.


Denn, was mit mir passiert ist in den letzten Tagen, ist, dass ich keinen Text fertigkriege, weil ich denke, dass ich so unglaublich schlecht schreibe. Dass das kein runder Text wird. Ich weiß auch, dass das nicht stimmt. Aber manchmal kann ich nicht anders, als das zu denken. Dann weiß ich es nur eigentlich. Ich bin der Großmeister der Selbstsabotage. Darin bin ich zweifellos grandios.

Deshalb gibt es heute einen kleinen Trick, um aus der Misere herauszukommen und doch eine Kolumne auf die Beine zu stellen. Auch wenn die Depression kickt, glaube ich von mir, dass ich ein guter Interviewpartner bin. Wenn ich so herumträume von einem erfolgreichen Leben als Autor, dann denke ich nie an Lesungen, sondern immer daran, dass ich interviewt werde.

Ich habe einen Fragebogen ausgefüllt. Aber nicht irgendeinen, sondern den Colbert Questionert. Bin durchaus Fan der Light-Night- Show von Stephen Colbert und es gibt ein Segment, in dem er 15 pseudodeepe und manche wirklich deepe Fragen an seine Gäste stellt, zum Beispiel Meryl Streep, George Clooney, Keanu Reeves. Deren Antworten fand ich aber alle schlecht. Deshalb habe ich beschlossen, gute Antworten auf die Fragen zu geben. Natürlich völlig ehrlich und spontan (spontan stimmt sogar, ich habe nämlich keine Zeit mehr)

  1. Was ist das beste Sandwich?
    Caprese
  2. Welche Sache besitzt du, die du eigentlich wirklich wegwerfen solltest?
    Erinnerungen an den Sportunterricht
  3. Was ist das furchterregendste Tier?
    Der Hund von einem Nazi
  4. Äpfel oder Orangen?
    Bin klar Team Citrus, aber Orangen sind die schlechteste Citrusfrucht, deshalb Äpfel.
  5. Hast du mal jemanden nach ihrem Autogramm gefragt?
    Nein
  6. Was passiert, wenn wir sterben?
    Hoffentlich heult jemand, den man liebt.
  7. Was ist der beste Actionfilm?
    Die fabelhafte Welt der Amélie
  8. Was ist der beste Geruch?
    Lavendel
  9. Und was ist der schlechteste Geruch?
    Wenn die Asianudeln von gestern kippen
  10. Sport: ist es das wert?
    Leider ja
  11. Mit oder ohne Kohlensäure?
    Sekt > Wein
  12. Was ist die meistgenutzte App auf deinem Handy?
    Twitter. Ja, herrgott, ich weiß.
  13. Du darfst nur einen Song bis zum Ende deines Lebens hören: welcher ist es?
    Hungriges Herz von Mia. Haha, aber es stimmt!
  14. An welche Zahl denke ich gerade?
    Zwölf
  15. Beschreibe den Rest deines Lebens in 5 Worten.
    Zwei Dates mit Wynona Ryder

Ich finde die Fragen gut. Macht die mal selbst, oder stellt die Fragen einer Freundin. Es macht Spaß, selbst, wenn die Depression kickt. Bevor ich aber ‚bis nächste Woche‘ sage, noch ein kleines Gedicht von Tocotronic. Mir hilft das immer, um nicht wahnsinnig zu werden.

Man gab mir soeben

Das Geschenk meines Lebens

Das Wissen von einem Ende der Nacht

Ich war widerstrebend

Doch es blieb an mir kleben

Als hätte es einer an mir festgemacht

Bis nächste Woche! Ich gehe jetzt einen alten Freund treffen, den ich lange nicht mehr gesehen habe. Passt auf euch auf!

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