Algen und Vergebung #24

Welcome Back! Habe eine Menge Kolumnen auf Lager und stark und lange überlegt, mit welcher man wiedereinsteigen sollte. Margarete Stokowski hat auch mal eine Kolumne geschrieben, die einfach ein Rezept für Kartoffelpuffer gewesen ist. Ich kann das aber mindestens genauso gut und deshalb:

Es ist Sommer, und es gibt fantastische Sachen, die man essen kann. Ich komme ja aus der osteuropäisch-zentralasiatischen Küche und habe ein paar Sommerrezepte aus eben dieser für euch mitgebracht. Es folgen: 3 unruinierbare Gerichte für Idiot*innen, die nicht kochen können, müssen oder wollen.

Okroschka

Was ist das?
Am ehesten ne kalte Suppe, aber irgendwie stimmt das auch nicht so richtig. Es ist das beste Hauptgericht des Sommers.

Was braucht ihr?


Paar Pellkartoffeln, paar Eier (weiß nicht, ob Eiersatz funktioniert)

Bund Radieschen, Bund Frühlingszwiebeln, Ne Salatgurke

N Bund Dill (könnt ihr auch weglassen eigentlich)

Kefir. Lieber ein Becher mehr als zu wenig. Eigentlich Kwas, aber das gibts hier nicht und ist ne Kolumne für sich (Achtung! Es gibt eine sehr schlechtes Getränk namens Kwas in osteuropäischen Supermärkten in Deutschland, das bitte nicht kaufen, es ist eine ironische Überspitzung von echtem Kwas, für den man Geld ausgibt und kein Kwas!)

Pfeffer u. Salz.

Wie gehts?

Kartoffeln und Eier kochen, in Stückchen schneiden. Radieschen, Gurke reiben. Zwiebeln, Dill schneiden. Zusammenmixen. Wenns aussieht, wie ein Salat, der euch runtergefallen ist, habt ihrs richtig gemacht.

Jetzt kommt der Zauber. Ihr teilt auf eure Teller auf. Der Becher Kefir wird aufgeschüttelt, bis er schäumt wie der Nordatlantik. Und dann einfach drauf auf den Teller. Bis. Alles. Schwimmt. Salz und Pfeffer drauf und nicht zu knapp, alles da drin braucht Salz. Ihr nehmt euch einen Löffel, rein in den Mund. Erfrischend. Leicht. Sättigend. Ihr seid glücklich.

Russischer Möhrensalat

Was braucht ihr?


Möhren (ach!)

Knoblauch (1 gottlose Menge)

pflanzliches Öl (kein Olivenöl, Oliven und Möhren reden nicht mehr miteinander)

Essig

Salz und Pfeffer

Möhren reiben. Öl und Essig draufgießen und reinmassieren, vorsichtig, bis alles ein bisschen was abbekommen hat, aber ohne Lache in der Schüssel. Frischen Knoblauch pressen und reinballern. Salz, Pfeffer. Umrühren. Bisschen ziehen lassen. Leckerschmecker! Macht die Knoblauchmenge nach Gefühl, aber unter einer Zehe machen wirs hier nicht, wenn es ein ‚russischer‘ Möhrensalat werden soll. Wenn ihr aber danach nicht 2 Tage mit ner Knoblauchfahne rumlauft, habt ihrs definitiv falsch gemacht.

Plombir

Was braucht ihr?
Lust auf Eis und Insiderwissen, was ich euch gleich verrate.

Plombir (egtl. Plombière) ist ein französisches Eis, welches in der Sowjetunion sehr beliebt gewesen ist. Ihr sollt das nicht selber machen, ihr sollt verstehen, dass ihr das auch essen wollt und in einen osteuropäischen Supermarkt gehen und das Richtige kaufen und nicht das Falsche.

Ich bin aufgewachsen mit folgenden Kommentaren zu verschiedenen Eissorten:
Wassereis = kein Eis, kannste gleich ne gefrorerene Pfütze essen
Milcheis = Eis für Arme, warum sparen die an der Sahne?
Sahneeis = Eis. Plombir ist Sahneeis.


Im deutschen Supermarkt werdet ihr wahrscheinlich nur die Packung der Marke Dovgan finden. Das ist zwar Sahneeis, aber ‚du musst mal das richtige Plombir probieren‘. Also bin ich auf die Suche gegangen in osteuropäischen Supermärkten nach ‚richtigem‘ Plombir, und bin nach etwas fündig geworden, wo mir wenigstens gesagt wurde, das ‚erinnere an Plombir‘, und weil Eis ‚früher‘ immer besser geschmeckt hat, gehe ich davon aus, dass ich das ‚richtige‘ Plombir hiermit gefunden habe.

Die Marke habe ich vergessen, aber die ist eh kyrillisch geschrieben, also erkläre ich euch lieber, wie es aussieht. In russischen Supermärkten gibt es einzelne Eise, das ‚richtige‘ Plombir ist nicht in ner Plastiktüte einzeln verpackt, sondern in so eine papierartige Tüte eingewickelt.

Nachdem ihr ausgewickelt habt, erlebt ihr Folgendes: Eis in der Waffel. Vergesst die Waffel, die schmeckt wie eine Kirchenoblate, auf die es 2 Tage draufgeregnet hat. Das Eis jedoch ist ein Erlebnis. Es ist so fettig wegen der Sahne, dass es weder richtig durchgefroren ist noch besonders schnell anfängt zu schmelzen. Ihr könnt es also richtig schön wegschlecken ohne euch vollzusauen und der Mundraum wird geradezu massiert von der Konsistenz. Der Zucker und das Fett gehen so eine herzliche Symbiose miteinander ein, dass es eigentlich keine schlechte Sorte gibt. Die Portionen sind klein genug, dass man keine Bauchschmerzen bekommt und groß genug, dass man sich nicht wie im Sternerestaurant fühlt. Fest steht: So ein Eis habt ihr noch nie gegessen.

Damit wurde auch der einzige klischeehafte Spruch alkoholsüchtiger Postsowjet- Großonkel gefunden, der auf Tatsachen basiert: ‚Wir hatten das beste Eis!‘

Schönen Sommer euch und diese Kolumne findet wieder regelmäßig statt. Dann wird in den Texten auch wieder richtig gelitten, versprochen!

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